Am 29. November ist es wieder so weit: Weltweit feiern Geschäfte und Online-Shops mit Rabattaktionen und Sonderangeboten den Black Friday, buhlen mit Lockangeboten und Billigware um die Gunst der Kundinnen und Kunden und verführen Schnäppchenjäger mit aggressiven Marketingstrategien zu Schnellschüssen, die sich später als Eigentor entpuppen. Denn der Shopping-Event der Superlative hat nicht nur für die Umwelt, sondern auch für Hersteller und Käufer negative Folgen. So werden beispielsweise insbesondere über Online-Marktplätze im Ausland erworbene Produkte illegal importiert, entsprechen nicht den geltenden Umwelt- und Sicherheitsstandards und verstoßen gegen das EU-Chemikalienrecht. Gefälschte Elektronikartikel wurden bei Kontrollen ebenso gefunden wie gepanschte Kosmetika und mit Schadstoffen belastetes Kinderspielzeug. Auch der Modesektor wird von billiger, kurzlebiger, unter schlechten Arbeitsbedingungen produzierter Bekleidung überschwemmt, die nach kurzer Zeit im Müll landet oder sogar ungetragen entsorgt wird.
Wie Berechnungen des Umweltbundesamtes ergeben haben, gehen knapp 39% unseres persönlichen CO2-Fußabdrucks auf den Konsum materieller Güter zurück. Denn die Herstellung, der Transport und die Entsorgung unserer Haushaltswaren, Elektronikartikel, Einrichtungsgegenstände und Textilien stehen in direktem Zusammenhang mit dem nach wie vor wachsenden Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen. „Aktionstage wie Black Friday und Cyber Monday mit ihren milliardenschweren Umsätzen sind wahre Klimakiller, weil sie zu unüberlegten Käufen führen, die uns zunächst ob ihres vermeintlich Supersonderpreises mit Genugtuung erfüllen, sich später jedoch bestenfalls als überflüssig und schlimmstenfalls als Reinfall oder gar als gesundheitsgefährdend erweisen. Die Zeche zahlen am Ende wir selbst“, warnt die Pressesprecherin des Naturschutzbundes Heidekreis, Dr. Antje Oldenburg. Gemeinsam mit anderen Umwelt- und Naturschutzorganisationen appelliert der NABU daher an die Verbraucherinnen und Verbraucher, der Verschwendung von Ressourcen und der Belastung von Natur und Umwelt durch ein nachhaltiges Konsumverhalten entgegen zu wirken.
Auch wenn es inzwischen eine beachtliche Anzahl einschlägiger Zeitschriften, Bücher und Ratgeber gibt, ist es nicht immer einfach, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen, das Konsumverhalten zu ändern und mehr Nachhaltigkeit im Alltag unterbringen. Der NABU Heidekreis möchte daher einige Tipps geben, die sich leicht umsetzen lassen.
Reparieren
In den letzten Jahren sind im Heidekreis nach niederländischem Vorbild Selbsthilfewerkstätten zur Reparatur defekter Alltags- und Gebrauchsgegenstände entstanden, die durch bürgerschaftliches Engagement ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen und zur Müllvermeidung beitragen. Neben elektrischen Kleingeräten wie Mixer, Wasserkocher, Kaffeemaschine, Fön oder Rasierapparat bringen ehrenamtliche Tüftler/innen in Repair-Cafés in Hodenhagen, Dorfmark, Soltau, Schneverdingen und Munster auch Freizeitelektronik und Fahrräder auf Vordermann und reparieren Spielzeug, Möbel, Schmuck und Textilien. Denn auch Stuhlbeine und Schaukelpferde können geleimt, aufgeplatzte Nähte zugenäht und defekte Reißverschlüsse ersetzt werden. So bleiben „ständige Begleiter“ erhalten, werden „Lieblingsstücke“ und „alte Schätzchen“ bewahrt und Ressourcen geschont.
Weitergeben oder teilen
Wer sich dennoch für ein neues Produkt entscheidet, kann funktionierende Altgeräte, gut erhaltene Kleidung, Möbel oder Haushaltswaren einer weiteren Nutzung zuführen. Recyclinghöfe, soziale Kaufhäuser, Second-Hand- und DRK-Kleiderläden sind gute Anlaufstellen, die sich in vielen Städten finden. Außerdem haben mehrere Geschäfte im Heidekreis Sammelboxen für Althandys im Rahmen des NABU-Projektes „Handys für Hummel, Biene und Co“ aufstellt. Eine aktuelle Liste der Geschäfte ist unter https://www.nabu-heidekreis.de/aktuelles/presse-2022/pm-okt-handysammelbox/ zu finden.
Der erste Herbststurm hat einen Baum im Garten entwurzelt? Eine defekte Waschmaschine den Keller geflutet? Statt sofort zum nächsten Baumarkt zu eilen, spart das Ausleihen oder Mieten selten benötigter Gerätschafen wie Kettensäge, Heckenschere, Schleif- oder Popcornmaschine Platz und Geld und schont gleichzeitig die Umwelt. „Fragen Sie doch erst einmal bei Freunden und in der Nachbarschaft nach oder schauen Sie auf einer Vermiet- und Verleihplattform, ob Sie das Benötigte in Ihrer Nähe finden“, rät Klaus Todtenhausen, 1. Vorsitzender des NABU Heidekreis.
Verpackungsmüll reduzieren & Retouren meiden
Hier ein paar Spezialitäten zum Fest, da eine kuschelige Winterjacke, ein Playmobil oder ein exotisches Parfum für den Gabentisch. Der Onlinehandel boomt und mit ihm die Berge aus Kartons, Folien, Styropor und anderem Verpackungsmaterialien, bei deren Herstellung viel Energie, Wasser und andere natürliche Ressourcen verbraucht werden. Wer zur Reduzierung des Luft, Wasser und Boden verschmutzenden Verpackungsmülls beitragen möchte, sollte in Geschäften, sozialen Werkstätten oder Weltläden vor Ort kaufen, Selbstgemachtes, Spenden oder Patenschaften verschenken und grundsätzlich bewusste, wohlüberlegte Kaufentscheidungen treffen. Der Black Friday befeuere das genaue Gegenteil und trage besonders im Online-Handel zu einer irrsinnigen Ressourcenverschwendung bei, weil viele Händler zurückgeschickte Ware vernichten statt sie auszupacken, zu prüfen und wieder einzusortieren.
Dr. Antje Oldenburg
Pressesprecherin NABU Heidekreis e.V.