Sie sind ein Symbol für Langsam- und Bedächtigkeit, für Ruhe und Vorsicht. Viele können sich für die Formschönheit der gewundenen Gehäuse mit ihren Farbbändern und Spiralverzierungen begeistern, doch spätestens bei den Nacktschnecken, die ihr Gehäuse im Laufe der Evolution zurückgebildet oder in den Weichkörper hinein verlagert haben, hört für die meisten Menschen die Liebe auf. Sie haben zudem einen besonders großen Appetit auf Salat und Gemüse und sind daher bei vielen Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzern verhasst.
Milde Winter und langanhaltende Nässe im Frühjahr und Frühsommer bieten optimale Bedingungen für die Vermehrung von Schnecken und fördern ihr Auftreten und ihre Aktivität in Haus- und Schrebergärten. Während viele Wildpflanzen aufgrund ihrer Bitterstoffe von Fressfeinden gemieden werden, sind ihre Zuchtformen dem Hunger der Weichtiere schutzlos ausgeliefert. Die Folge sind leergefressene Gemüsebeete und kahle Stauden, die frustrierte Gartenfreunde dazu veranlassen, viel gepriesene, aber völlig ungeeignete Methoden zur Schneckenbekämpfung zu ergreifen. So locken beispielsweise Bierfallen durch ihren Geruch zusätzlich Schnecken aus Nachbars Garten an und können zur tödlichen Falle für verschiedene, auch strenggeschützter Insekten- und Säugetierarten werden. Auch von der Verwendung von Schneckenkorn rät der Naturschutzbund dringend ab, da einige Inhaltsstoffe wie Mesurol und Metaldehyd für Igel, Eichhörnchen und andere Säugetiere tödlich sind und sogar für Haustiere und Kleinkinder zur Gefahr werden können. Salz ist ebenso wenig eine Lösung, weil es den Schnecken einen qualvollen Tod bereitet und darüber hinaus den Boden schädigt.
„Statt den unerwünschten Weichtieren mit Gift und Fallen nachzustellen, empfehlen wir, auf natürliche Methoden zur Schneckenabwehr zu setzen“, sagt der 1. Vorsitzende des NABU Heidekreis, Klaus Todtenhausen. Hierzu gehören beispielsweise Hochbeete und Schneckenzäune, die aufgrund ihres nach vorne gebogenen Randes eine unüberwindbare Barriere darstellen. Außerdem lassen sich durch eine naturnahe Gartengestaltung mit heimischen Büschen und Hecken, Blühwiesen, wilden Ecken sowie Stein-, Altholz- und Laubhaufen, die viele Versteckmöglichkeiten und Nahrungsquellen bieten, natürliche Fressfeinde wie Igel, Spitzmäuse, Kröten, Laufkäfer und Hundertfüßer anlocken. Auch das Absammeln und Aussetzen ist eine geeignete Methode, um das Schneckenproblem in den Griff zu bekommen, doch sollte man dabei beachten, dass sich vor allem Nacktschnecken, insbesondere die Spanische Wegschnecke, gerne über Gemüsebeete hermachen, während Gehäuseschnecken keine Bedrohung für die eigene Ernte darstellen. „Ein völlig schneckenfreier Garten ist ohnehin weder möglich noch sinnvoll“, gibt Pressesprecherin Dr. Antje Oldenburg zu bedenken. Ob an Land oder im Wasser – Schnecken kommen in fast allen Lebensräumen vor und spielen eine wichtige Rolle in den Ökosystemen, da sie pflanzliche Abfälle und Aas zersetzen und als Nahrungsquelle für Vögel, Säugetiere, Amphibien und Reptilien dienen.