Pressemitteilung - Februar 2024

Kooperationsprojekt „Turteltaubentümpel Schotenheide"

NABU Heidekreis zieht gemischte Bilanz für 2023

Umzingelt: Wildschweinrotte und Exkursionsteilnehmer/innen am Turteltaubentümpel
Umzingelt: Wildschweinrotte und Exkursionsteilnehmer/innen am Turteltaubentümpel

Grethem. Im Sommer 2022 wurde mit finanzieller Unterstützung der Bingo-Umweltstiftung (BNU) am Rande einer Heidelbeerplantage der Familie Badenhop ein nährstoffarmer, sonnenexponierter Flachwassertümpel mit einer Wasserfläche von 60m² angelegt, um die letzte kleine Turteltaubenpopulation im Heidekreis zu unterstützen. Die zierliche Taube mit dem farbenfrohen Gefieder ist eine global gefährdete Art, deren Bestände seit 1980 europaweit um fast 90 Prozent zurückgegangen sind. Wie die letzte landesweite Bestandserfassung ergab, gibt es in Niedersachsen nur noch einige wenige punktuelle Vorkommen mit Schwerpunkten in der Grafschaft Bentheim, dem LK Lüchow-Dannenberg, dem Harzvorland, der Ems-Hunte-Geest und dem westlichen Weser-Aller-Flachland, in denen insgesamt 300 bis 400 Revierpaare festgestellt wurden.  Der einzige Langstreckenzieher unter den europäischen Taubenarten musste daher in der jüngst erschienenen „Roten Liste der Brutvögel Niedersachsens und Bremens“ als vom Aussterben bedroht eingestuft werden. 

 

„Leider setzt sich der Abwärtstrend auch in unserer Region weiter fort“, resümmiert Dr. Antje Oldenburg, die in den letzten Jahren zwischen Anfang Mai und Ende August regelmäßig zur Bestandserfassung in der Schotenheide und den angrenzenden Waldgebieten unterwegs war. So konnten 2021 an acht, 2022 an fünf und 2023 nur noch an drei verschiedenen Stellen singende Turteltauben festgestellt werden. „Es ist daher kein Wunder, dass wir an dem neu angelegten Kleingewässer keine Turteltauben nachweisen konnten, zumal das am nächsten liegende Vorkommen westlich der Schwedenschanze mit fast 2 km Luftlinie außerhalb des Aktionsradius eines brütenden Paares liegt“, bedauert die Presse­sprecherin des NABU Heidekreis. Dennoch haben sich der Tümpel und der an­grenzende Wildacker zu einem bei diversen Vogel- und Säugetierarten beliebten Nahrungshabitat entwickelt: Reh, Wildschwein, Fuchs und Hase gehören ebenso zu den regelmäßigen Besuchern wie Buchfinken, Meisen, Amseln, Buntspechte, Eichelhäher, Mäusebussarde und Kolkraben. Erfreulicherweise ließen bei zwei im Mai und Juli durchgeführten Exkursionen mit insgesamt 25 Teilneh­mer/innen außerdem Trauerschnäpper, Heidelerche und Schwarzspecht ihren Gesang hören. Auch die ersten Wasserinsekten haben sich inzwischen einge­stellt und die Ufervegetation ist so prächtig gediehen, dass sie im Herbst bereits im Rahmen eines Arbeitseinsatzes stellenweise entfernt werden musste, um ein schnelles Zuwachsen zu verhindern und offene Stellen zum Baden und Trinken sowie Nistmöglichkeiten für Sandbienen und Grabwes­pen zu schaffen. Von der im Frühjahr geplanten Aussaat einer speziellen Wild­kräutermischung aus verschiedenen Kleearten, Saatwicke und Erdrauch werden hoffentlich nicht nur die im Mai aus ihren Winterquartieren südlich der Sahel­zone zurückkehrenden Turteltauben, sondern auch andere Samenfresser sowie nektarsaugende Insektenarten wie Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Schwebfliegen profitieren.