Jahrhundertelang wurde er wegen seines Fleisches, seines Fells und seines Drüsensekretes bejagt. Im Mittelalter erklärte ihn der Klerus aufgrund seines geschuppten Schwanzes und seiner wassergebundenen Lebensweise kurzerhand zum Fisch und sorgte mit diesem Trick dafür, dass auch in der Fastenzeit Fleisch auf den Teller kam. Während ihn der weltweit florierende Handel mit seinem ausgesprochen dichten Fell zum „König der Pelztiere“ machte, galt das so genannte Bibergeil, ein talgiges, zur Fellpflege sowie zur Reviermarkierung verwendetes Drüsensekret, als ebenso begehrtes wie bewährtes Heilmittel gegen Nervenerkrankungen, Gliederschmerzen und Krämpfe, dem darüber hinaus eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt wurde.
Nachdem der Biber in der Mitte des 20. Jahrhunderts in weiten Teilen seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes nahezu ausgerottet war, erobert sich der scheue Nager langsam aber stetig seine ehemaligen europäischen Lebensräume zurück. Während sich die Bestände vor allem in Bayern und den östlichen Bundesländern gut erholt haben, geht die Wiederbesiedlung Niedersachsens eher schleppend voran. Auch wenn das Gros der rund 500 niedersächsischen Biber an der Leine, im Emsland, in der Elbregion um Lüneburg und im Großraum Gifhorn lebt, hat der fleißige Baumeister inzwischen auch den Weg in den Heidekreis gefunden. Meist sind es Nagespuren an Ästen und Stämmen, die auf die Anwesenheit der dämmerungs- und nachtaktiven Säugetiere hinweisen, die als „Schlüsselart“ der Auenlandschaft bevorzugt in feuchten Wäldern mit langsam fließendem oder stehendem Gewässer lebt, jedoch durchaus auch mit stark veränderten Kulturlandschaften zurechtkommt. Denn solange Wasser und Nahrung vorhanden sind, ist der Biber wie kaum ein anderes Tier in der Lage, seine Umgebung nach seinen Bedürfnissen umzuformen. Dabei gestaltet der emsige Baumeister der Natur nicht nur sein eigenes Zuhause, sondern fördert durch die Schaffung neuer Lebensräume für Libellen, Amphibien, Reptilien, Fische und Vögel gleichzeitig die Biodiversität und trägt zum Nulltarif zur Flussrenaturierung bei.
Wer sich in Rethem auf Spurensuche begeben und Wissenswertes über die Lebensweise der tierischen Landschaftsarchitekten erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, am Sonnabend, den 18. März, an einer zweistündigen Führung teilzunehmen. Die kostenlose NABU-Exkursion für Eltern und Kinder wird von Anne Stamm geleitet und startet um 11.00 Uhr vom Aldi-Parkplatz in der Stöckener Str. 12. Kontakt: anne.stamm.walsrode@t-online.de.