Sie tragen klangvolle Namen wie Waldbrettspiel und Wandergelbling, Harlekin und Postillion, Wolfsmilchschwärmer und Wiesenvögelchen, gehören zum Sommer wie das Zirpen der Grillen und der Duft von Lindenblüten und zählen zu den reizvollsten Geschöpfen der Natur. An ihrer Farbenpracht und Leichtigkeit erfreuen sich Jung und Alt und die verschiedenen Entwicklungsstadien, die die zarten Gaukler vom Ei über Raupe und Puppe hin zum Schmetterling durchlaufen, haben dazu geführt, dass sie in einigen Religionen und Kulturkreisen Sinnbild für Wiedergeburt, Unsterblichkeit und Auferstehung sind. Trotzdem macht der dramatische Verlust der Biodiversität auch vor den Schmetterlingen nicht halt, die mit den Käfern und Zweiflügler die artenreichsten Ordnungen innerhalb der Klasse der Insekten bilden. So sind bereits 2% aller in Deutschland vorkommenden Schmetterlingsarten ausgestorben oder verschollen, während die Hälfte der rund 3.500 Nachtfalter- und Zweidrittel der 195 Tagfalterarten als gefährdet gelten.
Besonders betroffen sind Hochmoorspezialisten wie der Hochmoor-Bläuling, das Große Wiesenvögelchen, der Hochmoor-Perlmutterfalter oder die Torfmooreule, deren Lebensraum durch Entwässerung, Bewirtschaftung und Torfabbau zerstört wird. Aber auch Schmetterlingsarten, die von früheren, extensiven Bewirtschaftungsmethoden mit einer großen Vielfalt an begleitenden Blühpflanzen und Strukturen wie Säumen, Hecken und Feuchtmulden profitiert haben, leiden unter dem Verlust geeigneter Lebensräume durch die Intensivierung der Landwirtschaft, die mit ihren hohen Pestizid- und Düngemitteleinsätzen zu einer erheblichen Verarmung der Flora geführt hat. Sowohl in den monotonen Mais-, Raps- und Getreidekulturen als auch auf überdüngten Wiesen mangelt es nicht nur den Faltern an Nektarquellen, auch die – häufig auf einige wenige Pflanzenarten spezialisierten - Raupen finden keine Nahrung. Aber auch die Versiegelung von Freiflächen durch den Bau von Verkehrswegen und die Ausdehnung von Siedlungs- und Gewerbeflächen sowie der Trend zu geschotterten, gekiesten oder penibel gepflegten Gärten mit Raseneinheitsgrün und Kirschlorbeerhecken machen Faltern, Schwärmern & Co. zu schaffen.
Wer Schmetterlinge unterstützen möchte, sollte sich daher bei der Gestaltung seines Gartens an natürlichen Strukturen orientieren und einheimischen Wildblumen nahestehende Pflanzen wie Primeln, Habichtskraut, Eisenhut, Astern oder Margeriten bevorzugen. Bei den Faltern erfreuen sich Flockenblumen, Disteln, Natternkopf und wilder Majoran besonderer Beliebtheit, während viele Raupen auf Brennnesseln, Wegerich und Löwenzahn stehen. Darüber hinaus ist es wichtig, keine synthetischen Pflanzenschutzmittel einzusetzen, „wilde Ecken“ zu dulden, trockene Blütenstände und Stängel stehen zu lassen und auf die Verwendung von Torf zu verzichten. Rasenflächen sollten möglichst nicht häufiger als sechsmal im Jahr und nur abschnittsweise gemäht werden. Da Solarlampen meistens rein dekorativen Zwecken dienen, aber eine erheblich Gefahr für Schwärmer, Eulen, Motten und andere Nachtinsekten darstellen, sollten sie erst gar nicht aufgestellt und andere Lichtquellen auf ein Minimum reduziert werden. Davon profitieren nicht nur Nachtinsekten, sondern auch Säugetiere, Vögel, Amphibien und andere Tiere, denn Kunstlicht führt in der Natur aufgrund der Störung des Tag-Nacht-Rhythmus generell zu Stress und beeinträchtigt auch unsere eigene Gesundheit.
Weitere Informationen: Dr. Antje Oldenburg, 05164-801113