Im Landkreis Soltau-Fallingbostel befanden sich bis 2009 – von einigen Ausnahmen in Dorfmark (bis 1945) und Tewel (bis 1950) abgesehen – alle Nistplätze im Allertal. 2008 kam es zum Abbruch eines Nestbaus in Wintermoor a.d. Chaussee (9 km nördlich von Schneverdingen) und seit 2010 gibt es nun wieder zusätzlich in Dorfmark und Riepe besetzte Nester in der Geest. Die Bestandsentwicklung verläuft im Landkreis ähnlich wie im gesamten Niedersachsen: Stetige Abnahme bis Mitte der 1980er Jahre und langsamer Anstieg seit der 1990er Jahren.
Der Bruterfolg, gemessen als JZM (Anzahl flügger Jungvögel pro Horstpaar mit flüggen Jungvögeln), und damit auch der Bestandserhalt, ist entscheidend von der Größe und Qualität der Nahrungsflächen abhängig. Aber auch die Witterung während des Heimzuges und daran anschließend während der Brut- und Aufzuchtsphase im Frühsommer sind von Bedeutung. Kehren geschwächte Vögel spät in ihr Brutrevier zurück, dann kommt es häufig zu Kämpfen mit den bereits nistenden Brutpaaren (z.B. 2005 und 2006) und Störungen im Brutablauf sind die Folge. In langen, trockenen Frühsommerperioden wird die Nahrungsbeschaffung zum Problem: 2003 wurden mindestens 9 Jungvögel aus den Nestern geworfen.
Der zum Erhalt notwendige Wert von 2 bis 2.5 JZM wird im Allertal zwischen Marklendorf und Ludwigslust bis auf wenige Ausnahmen zumeist knapp erreicht wird; eine Zuwanderung aus Kerngebieten ist somit immer noch notwendig. Im WeltVogelpark bei Walsrode gab es 1982 die erste Brut, in den 1990er die zweite; seitdem brüten hier jährlich 1-5 Paare erfolgreich.
Je nach Witterung, sowohl während des Heimzuges als auch im Brutgebiet, tauchen die ersten Störche im Heidekreis im Verlauf des März auf. So kehrten das Gros der Störche im Frühjahr 2005 erst im April und zudem sehr geschwächt zurück, da insbesondere die Vögel auf der Ost-Route häufig Nässe und Kälte ausgesetzt waren. In den letzten Jahren kehren die ersten Störche teilweise jedoch bereits im Februar zurück.
Im Spätsommer sammeln sich zumeist im Allertal Alt- und Jungstörche und es kann zu größeren Ansammlungen kommen.
Gelegentlich kommt es zu Überwinterungen bzw. Überwinterungsversuchen, doch verlassen diese Einzelvögel bei starkem und lang anhaltendem Frost kurzzeitig das Allertal.
Von 1974 bis 2002 wurde der Weißstorch in Niedersachsen und Bremen in den Roten Listen in der Kategorie 1 Vom Erlöschen bedroht geführt, seit 2007 in der Kategorie 2 stark gefährdet.
Wertbestimmend ist der Weißstorch im Heidekreis als Nahrungsgast im EU-Vogelschutzgebiet V23 Untere Allerniederung. In diesem Gebiet bedarf es der Erhaltung bzw. der Umsetzung der formulierten Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen.
Auf der einen Seite zeigen sich im Heidekreis positive Auswirkungen des Weißstorch-Artenhilfsprogramms (Weißstorchprogramm), so z. B. der Erhalt und die Schaffung von Feuchtgrünland mit Flutmulden und temporären Flachwasserbereichen mittels Flächenankäufen und Bewirtschaftungsverträgen. Andererseits engen neuerliche Nutzungsänderungen und Intensi-vierungen auf den übrigen Flächen im Allertal die Nahrungsflächen weiter ein. Inwieweit sich die erhaltenden und entwickelnden Maßnahmen des niedersächsischen Feuchtgrünlandschutzprogramms durch die Förderprogramme PROLAND (2000 bis 2006) und PROFIL (seit 2007) bezüglich der Grünlandvegetation und des Feucht- und Nassgrünlands positiv auf die Entwicklung der Weißstorch-Population auswirken werden, wird die Zukunft zeigen.
Ansprechpartner:
Rainer Kossel
Hademstorf
E-Mail: raiko61@web.de
Frank-Ulrich Schmidt
Soltau
E-Mail: f.u.schmidt@ewetel.net